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Einweihung des Reliefs Vahan Begos in Görlitz

Rot scheint die Abendsonne auf das von Vahan Bego und Michal Bulak geschaffene Relief am Turm gegenüber der Vierradenmühle in Görlitz (Zgorzelec) und lässt die Farben Europas kräftiger leuchten.

Das Relief nun mit der neuen Europa-Brücke Europa: in der Mythologie die Tochter eines phönikischen Königs. Zeus verliebte sich in sie, als er sie beim Blumenpflücken sah. Neben der von der deutschen Seite sichtbaren Europa ist auf der polnischen Seite ein Vogel zu sehen: Er soll Europa retten.

Unten auf dem Relief: Bäume, die die Landesgrenzen symbolisieren. Motive aus einem Pastell, mit dem Vahan Bego letztes Jahr einen Plakatwettbewerb für das Kulturfestival in Jelina Gora gewann.

Am 5.Mai wurde das Relief nun eingeweiht - im Vorgriff auf Europatag und Europawoche. Nach Abschluss des über Monate durch Eigeninitiative und eigenes Geld finanzierten Projektes, schmücken sich auf einmal früher uninteressierte Honoratioren mit fremden Lorbeeren. Sie kommen mit dem Boot vom deutschen Ufer aus und ersteigen auf einem eigens angelegten Steg mit Holztreppe das Ufer. Alles unter den aufmerksamen Augen des Bundesgrenzschutzes.

Einige der auf Tafeln am Turm erwähnten Sponsoren haben ihre Unterstützung immer noch nicht geleistet, aber nutzen schonmal die Werbung.

Ein Volksfest zur Eröffnung mit Folklore und Karaoke ähnlichen Auftritten, offenbar nicht im Sinne der Künstler. Sie können die Schwierigkeiten des Anfangs nicht so schnell vergessen.

Vor ein paar Wochen sah man auf dem Gerüst vom deutschen Neißeufer aus die beiden letzte Hand anlegen: Wir riefen Vahan Bego, aber die Verständigung über die Neiße hinweg war schwer. Das zeigte auch die Antwort des Deutschen Konsulates auf den Visumswunsch Vahan Begos: Armenien? Dritte Welt? - Da haben Sie sowieso keine Chance.

Nicht einmal Besuchervisa - ausgestellt von Freunden, die sich bereit erklären, alle Kosten zu übernehmen, konnten das Konsulat überzeugen. Die Aufhebung der Grenze durch die anstehenden EU-Mitgliedschaft Polens scheint da wenig Schatten vorauszuwerfen. Die Aufhebung der Grenzen: ein Schwerpunkt in Vahan Begos aktueller Arbeit.

Die Idee zum circa 100 Quadratmeter großen und 10 Tonnen schweren Wandrelief entstand im September 1997, als der Chef des dort ansässigen Restaurants Piwnica Staromieigska die beiden Künstler ansprach, ob sie nicht den bislang so grauen Turm gestalten wollten.

Beide arbeiteten zwei Monate in einer polnischen Ziegelei an den Platten für das Relief. Erst im zweiten Anlauf gelang der Brand der Platten. Das Projekt nannten sie WAZE (Wizerunek Artystyczny Ziednoczonej Europy): künstlerisches Bild vom vereinigten Europa. Erst im April wurde von der Stadt Görlitz ein Betrag von 5.000 Mark bewilligt. Wohl wissend, dass am Turm eine zukünftige Sehenswürdigkeit entsteht, erst recht, wenn die früher dort existierende Brücke wieder gebaut wird. Und nun ist Görlitz ja auch bereit, die Brücke zu finanzieren. Bisher war ihr Bau daran gescheitert, daß die polnische Seite ihren Anteil nicht finanzieren wollte bzw. konnte.

(Vahan Bego studierte sechs Jahre Kunst an der Akademie Jerivan in Armenien. Dort startete er verschiedene künstlerische Projekte. Die richtige Resonanz blieb jedoch aus. Ab 1985 war er zwei Jahre bei der russischen Armee in Berlin, die ihn als Künstler arbeiten ließ. Dort schuf er einige Denkmäler. Seit 1993 arbeitet er in Jelina Gora. Zu seinen wesentlichen Eigenschaften gehört Durchhaltevermögen nach dem Motto "Was man will, das schafft man auch."
Michal Bulak machte sich neben zahlreichen anderen Aktionen im Guinness Buch der Rekorde einen Namen mit der weltweit größten gefalteten Papierfigur. Ausschnitt aus dem Kulturmagazin südost, 1998)


 

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