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Kann ich meinen Augen trauen?

(Beispiel für die untertitelte WDR-Sendung Quarks&Co)

Wir sollten unseren Augen nicht immer trauen und nicht davon ausgehen, dass alles was wir von unserem Sehapparat als Information geliefert bekommen, ein Abbild der Realität ist. Zwar funktioniert unser Auge ähnlich wie ein Fotoapparat: Durch die Augenlinse kommt ein Bild von der Außenwelt auf die Netzhaut, auf der über 120 Mio. Sehstäbchen (zuständig für Helligkeit) und -Zapfen (zuständig für die Farbe) für ein natürliches Abbild der Umgebung sorgen.

Doch damit wir das Abbild bewusst sehen, muss es erst mal in das Gehirn gelangen. Über "lediglich" 800.000 Nervenzellen wird es dem Gehirn aufbereitet und an dieser Stelle beginnen schon die ersten Veränderungen.

Hier entstehen schon erste optische Täuschungen, wie die schwarzen Kreise im Scintillation Grid Modell.

Wir sehen in den weißen Kreisen schwarze Kreise. Die Übergänge im Kontrast sind auf so kleinen Raum, dass die Nervenzellen überreagieren und so genannte Scheinabbildungen liefern. Auf so feine Strukturen ist unser Sehapparat nicht ausgelegt. Aber nicht nur die Nervenzellen kann man täuschen, auch unsere Netzhaut hat ihre Grenze.


Konzentrieren sie sich auf einen weißen Kreis. In den Kreisen drum herum sehen sie schwarze Kreise, die es gar nicht gibt. Fixieren sie einen anderen Kreis und die schwarzen Kreise wandern mit.

 

Sind unsere Sehzapfen, die zuständig für die Farbe sind, überreizt, kommt es in unserem Gehirn zu einer Umrechnung. Das Gehirn liefert die Komplementärfarbe, in diesem Fall von rot nach grün. Und im Gehirn gehen die Veränderungen weiter. Da unsere Umwelt uns viel zu viele visuelle Reize bietet, muss das menschliche Gehirn "entscheiden", welche Information es zulässt. Manchmal entstehen daraus ganz bizarre Illusionen.


Schauen sie ca. 20 sec. auf das schwarze Kreuz in der Mitte. Beim Wechsel auf die weißen Flächen, sehen sie ein grünes Nachbild.

 

Unser Gehirn erhält die Information der parallelen Linien. Werden nun die Kästen verschoben, ist für unser Gehirn die Parallelität unmöglich geworden: Zu stark wirken die versetzten Kästen. Da das Gehirn das Gesamtbild wahrnimmt, entscheidet es sich unbewusst für die schiefen Linien. Diese Entscheidungen trifft unser Gehirn ständig, denn der Mensch ist darauf angewiesen in vielen Situationen schnell zu reagieren.
Unser Gehirn interpretiert immer den visuellen Input. Dadurch können wir interessante Nacheffekte sehen.


Schauen sie auf die parallelen Linien. Versuchen sie nach dem Verschieben der Kästen die Linien parallel zu sehen.

 

Unsere Nervenzellen sind auf eine kontinuierliche Bewegung "geeicht". Das Bild, das wir danach sehen, in diesem Fall unsere Hände, wirkt bewegt. Diese Bewegung geschieht ausschließlich in unserem Gehirn. Dieser "Befehl" wirkt nach.

Im normalen Fall ist unser Sehapparat ständig in Bewegung. Die Nervenzellen können nicht überbeansprucht werden.
Dadurch das unser Gehirn die visuellen Reize oft durch seine Erfahrung ergänzt, ergeben sich faszinierende Illusionen. Wie bei diesem Bild.


Fixieren sie die Bildmitte. Nach ca. 30 sec. schauen sie auf ihre Hände.

 

Wir alle haben das berühmte Bild von Einstein schon mal gesehen und es reichen nur wenige, in diesem Falle "unscharfe" Eindrücke, um es als das berühmte Bild zu erkennen. Die visuellen Reize werden ständig mit unserem Wissen verglichen, so kann das Gehirn schnell das Abbild wahrnehmen und interpretieren.


Kneifen sie mal leicht die Augen zusammen. Sie werden eine berühmte Persönlichkeit sehen.

 

Ganz wichtig: All diese Experimente sind Optische Übertreibungen. Unser Gehirn fällt auf sie rein, weil sie künstlich sind. In unserer natürliche Umgebung gibt es diese visuellen Reize nicht und unser Gehirn ist daran optimal angepasst.

Links

  • www.illusionworks.com: Auf dieser englischsprachigen Homepage können sie verschiedene optische Täuschungen online und interaktiv ausprobieren. Eine einmalige Sammlung. Die Seite wird ständig aktualisiert.
  • Visual illusions: Diese englischsprachige Homepage der Duke Universität beinhaltet interaktive Demonstrationen zur Belegung der These, dass der Mensch in seiner Evolutionsgeschichte ein neuronales Netzwerk im visuellen System entwickelt hat.
  • Das Jahrzehnt des menschlichen Gehirns in Deutschland - Die Homepage der Initiative Dekade des menschlichen Gehirns (2000-2010), in der sich eine Gruppe führender Neurowissenschaftler zusammengeschlossen haben, um gemeinsam am menschlichen Gehirn zu forschen.

Elmar Sommer

(c)

  2001 Westdeutscher Rundfunk

aus Quarks&Co Sendedatum: 16.01.2001


 

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